Kennst du das auch?
Den Wunsch, die Schöpferkraft auf deiner Seite zu haben, Rückenwind in deinem Leben, für das eigene Sein, Mitschöpfer zu sein, eine Hotline zu Wundern zu haben, zu manifestieren, was dir vorschwebt?
Und dazu braucht es was?
Positive Schwingungen, angenehme Gefühle, Licht und Liebe, eine besonders hohe Schwingungsfrequenz? Bedarf es des Wissens um dunkle Emotionen, niederschwingende Energien und der entsprechenden Abwehrmechanismen, um diese gar nicht erst in das eigene Energiefeld zu lassen? Einer reinen Seele? Glaubst du, es gibt unreine Seelen? Braucht es ausschließlich positive Gedanken? Verdirbt eine Verneinung in einem Gebet schon die Verbindung zum Göttlichen, kann das universelle Ohr mit dem Wort Nein, einer „falschen“ Formulierung, nichts anfangen? Wirst du deshalb möglicherweise nicht gehört, bekommst keine Antwort auf deine Anliegen, deine Bitten? Musst du erst lernen, dich auf – menschlich verstandene – positive Art einzuschwingen, um von der Göttlichkeit anerkannt und ernst genommen zu werden?
Fällt dir noch mehr ein, was es braucht, um dich dem Göttlichen näher zu bringen? Glaubst du, dass Ängste, Traurigkeit, Wut, Ärger, Neid, Sehnsüchte und das Verlangen nach zutiefst menschlichen, körperlichen Genüssen auch einen Platz haben oder dass sie dich davon abbringen, es im Leben zu etwas zu bringen, Erfolg zu haben, die Unterstützung von oben, von Lichtwesen oder Engeln zu bekommen?
Ist das wirklich so?
Es erstaunt mich immer wieder, wenn ich mir beginne vorzustellen, wie groß das Universum ist, der Kosmos, die Gesamtheit der Materie, von dem was wir kennen als Raum und Zeit, alles, was wir in der materiellen Wirklichkeit betrachten und erfahren können. Allein der sichtbare Bereich ist circa 92 Milliarden Lichtjahre groß und unvorstellbare, etwa 13,8 Milliarden Jahre alt. In dieser Unendlichkeit hat die Schöpferkraft eine unendliche Vielfalt an Erscheinungsformen der Materie geschaffen, allein auf dem Planeten Erde, wo manche dieser Erscheinungsformen aussterben, bevor wir sie überhaupt gesehen haben. Das Universum dehnt sich weiter aus und wird dann doch durch die Gravitationskraft zusammengehalten, es ist ein Wunder, wie alles miteinander funktioniert und die Lebensprozesse ineinandergreifen.
Kannst du wirklich glauben, dass die Schöpferkraft bei all dem nicht klar kommt mit einem Nein, damit, dass du einen schlechten Tag hast, schlechte Laune und dabei alles bist, nur nicht die perfektionierte Form von Licht und Liebe? Glaubst du wirklich, dass du mit deinem menschlichen Verstand weiter kommst, indem du der Schöpferkraft erklärst, wer sie ist, was für sie akzeptabel ist, was zu ihr gehört und was nicht?
Was lässt dich glauben, dass Emotionen wie Wut, Trauer, Ärger oder Neid die Schöpferkraft am Schöpfen hindert und dich nicht mit einbezieht? Nicht durch dich wirken möchte? Dass sich die göttliche Ordnung, deren Charakter sich der menschlichen Logik ohnehin entzieht, durcheinander bringen lässt von menschlichen, negativen Gedanken? Findest du es eine gute Idee, die Schöpferkraft in Gut und Böse zu teilen? Denn genau darum geht es, wenn du dich selbst oder andere Wesen so siehst, bestimmte Teile in dir selbst für akzeptabel und für bevorzugt erklärst.
Wo das herkommt?
Wir sind seit tausenden von Jahren konditioniert, so zu denken. Dieser Aspekt ist ein Markenzeichen des patriarchalen Systems, in dem wir leben. Da oben, irgendwo da draußen, ist ein Gott, mit dem wir uns gut stellen und dessen Regeln wir gehorchen müssen, damit wir akzeptiert werden, zu Gott gehören und am Ende unserer Tage hier auf Erden mit dem Zugang zum Himmel belohnt werden. Dass da ein Gott ist, welcher Wünsche gewährt, Gebete erhört oder auch nicht, der bestraft, je nachdem, wie wir uns benommen und die Regeln, die uns oft noch nicht einmal wirklich bekannt sind, befolgt haben.
Diese Idee wird nun in andere Worte verpackt und als Spiritualität verkauft, wenn es um die Schöpferkraft geht und unsere Rolle darin und Beziehung zu ihr, aber genau genommen ist es nichts weiter als die alte Idee der christlichen Religionen.
Und was sagt dir deine Erfahrung?
Wie viele Menschen kennst du oder hast von ihnen gehört, die großartige Heiler oder Lehrer, aber menschlich alles andere als perfekt sind? Was bedeutet „perfekt“? Welche unter anderem auch rauchen, Alkohol trinken, Fleisch essen, Sex haben, ab und an mal fluchen? Wie viele Menschen kannst du sehen, die sehr viel Geld haben und noch reicher werden und – zumindest von außen gesehen – schädliche Dinge tun in Bezug auf die Umwelt, die Menschen, die Tiere? Die das Geld verschwenden in für dich und mich wahrscheinlich nutzlose Dinge? Wie viele Menschen versuchen, regel-recht zu leben und haben trotzdem nie genug Geld oder einfach viel Pech im Leben?
Hast du es persönlich schon erlebt, dass du dir etwas gewünscht hast, all die positiven Affirmationen gesprochen hast, positiv warst, und trotzdem hat sich dein Wunsch nicht verwirklicht? Oder umgekehrt, dass dir sozusagen etwas in den Schoß gefallen ist, obwohl du vielleicht gar keine Affirmationen verwendet hast und deine Gedanken dazu eher negativ waren? Im ersten Fall hat dir dein Unbewusstes einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn wenn einer deiner unbewussten Glaubenssätze lautet, Geld sei die Wurzel allen Übels, dann wird es trotz Affirmation schwierig. Umgekehrt kann es auch sein, dass du es auf unbewusster Ebene sehr gut findest, Geld zur Verfügung zu haben, um damit zu arbeiten, aber der konditionierte Verstand das ablehnt, weil du in deinem Leben, in deinem Umfeld, deiner Familie, immer wieder gehört hast, Geld sei die Wurzel allen Übels, was man besser nicht hat.
Warum wollen wir glauben, wir kennen alle Gesetzmäßigkeiten des Universums und vor allem das Geheimnis, uns die Schöpferkraft geneigt zu machen?
Am Ende geht es um den Wunsch nach Kontrolle. Wo es Regeln gibt, die unser Verstand nachvollziehen kann, gibt es auch Vorhersehbarkeit, Berechnung, Steuerbarkeit, denn man muss sich ja nur an die Regeln halten – und letztlich geht es um das Gefühl von Macht.
Wir unterteilen die Schöpferkraft und wir unterteilen uns selbst. Was die Schöpferkraft will und was sie nicht will, was sie uns geneigt macht und was nicht. Und dann sind da wir, es gibt gute Gefühle, schlechte Gefühle, gute Gedanken, negative Gedanken, wir sind zu dies, zu das und zu jenes, die Schöpferkraft nimmt an, die Schöpferkraft lehnt ab. Wir gehören dazu oder eben nicht.
Jetzt stell dir die Schöpferkraft vor. Versuch dich, in ihre Lage zu versetzen. Sie hat also die unendlich große, erfahrbare und energetische Realität erschaffen, um dann von uns erklärt zu bekommen, wer sie ist und wie sie tickt. Was annehmbar ist und was nicht. Was sie versteht, was sie nicht versteht. Was von Wert ist und was nicht.
Genauso, wie wir es mit uns selbst tun. Wir erklären uns selbst oder auch gegenseitig, wer wir sind, indem wir Teile von uns akzeptieren und andere ablehnen. Indem wir nur das verstehen (wollen), was der menschliche, konditionierte Verstand und unsere menschliche Logik uns erlauben zu verstehen, den Rest erklären wir als nicht vorhanden oder nicht zugehörig. Letztlich ist es ein und derselbe Prozess, denn die Schöpferkraft hat uns auch erschaffen, mit allem, was wir an uns lieben und nicht lieben.
Einssein
Und genau da liegen unsere Kraft und unsere Macht – begraben. Die Energie und die Lebenszeit, welche wir aufwenden, uns in mehrere Teile zu zerlegen und diese Teile zu beurTEILen, zu verurTEILen, nicht all das zu sein, wer und was wir wirklich sind, viele unserer Impulse oder körperlichen Bedürfnisse zu unterdrücken. Indem wir einer Arbeit nachgehen, welche uns nicht liegt, eine Rolle in unserem sozialen Gefüge spielen, die uns auferlegt wurde und welche uns auf Dauer krank macht. Indem wir uns unsere sexuellen Wünsche nicht erfüllen können oder dürfen, oder beides.
Die Macht über uns selbst, von innen nach außen zu leben, selbstbestimmt, anstatt eine Marionette der Einflüsse von Außen zu sein. Die Macht, selbst zu denken, zu fühlen, zu entscheiden und zu handeln, unser Leben zu gestalten, anstatt einfach nur zu reagieren. So gesehen bist du meiner Meinung nach der Schöpferkraft am nächsten, denn sie hat alles geschaffen. Alles. Auch dich. Es gibt keine Ausnahmen.
Nimmst du dich selbst an mit all deinen Anteilen, nimmst du die Schöpferkraft mit all ihren Erscheinungsformen an. Denn wenn wir auf die beschriebene Art geteilt sind, verfügen wir nicht über das ganze Spektrum unserer – im wahrsten Sinne des Wortes – Gegebenheiten. Alle Emotionen und Gedanken erweitern unsere Möglichkeiten der Wahrnehmung, der Entscheidung, der Handlung, mit unserem Leben umzugehen. Dann gibt es die guten Gelegenheiten, die wertvollen Momente des Lernens, bedeutsame Begegnungen und manchmal tatsächlich Wunder.
Was wählst du von der Vielfalt der Einheit?
Wichtig sind dabei die Kriterien, nach denen du letztlich entscheidest, welche dieser Möglichkeiten du nutzt. Meine liebsten Wegweiser heißen Liebe, Bewusstsein und Eigenverantwortung. Wenn also meine Gefühle und Gedanken zu einer Entscheidung und einer Handlung führen, frage ich mich, ob ich dadurch hinterher mehr liebe, ob mein Bewusstsein erweitert wird und ob ich meiner Verantwortung für mein eigenes Leben und Befinden dadurch besser gerecht werden kann.
Lass dir deine Möglichkeiten nicht ausreden, nicht nehmen. Lerne dich täglich etwas besser kennen und annehmen. Probiere dich aus, etwas Neues in deinem Leben, lass dich selbst zu. Dann wird dein Leben ein interessantes Abenteuer. Meiner Erfahrung nach manifestiert sich dann im Leben, was gut zu uns und unserem Seelenweg passt und wonach wir möglicherweise gar nicht zu fragen wagten. Die Schöpferkraft legt uns dazu Geschenke auf den Weg, welche wir vorher nicht gesehen hätten. Warum auch nicht? Denn sie erweitert dadurch ihre – unsere – Erscheinungsformen. Und am besten kann sie das, wenn wir eins mit uns selbst sind, eins mit ihr.
Oder bist du da eher geteilter Meinung?
© Peggy Vogt 2023
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