Möchtest du manchmal einfach nur noch deine Ruhe haben?

Die Sehnsucht nach Ruhe und Frieden, nach einem Ort, einer Zeit, wo sich nichts ändert und einfach alles so bleibt, wie es ist.

Wir steuern gern darauf zu, etwas zu schaffen, anzukommen, endlich da zu sein, wo sich nicht ständig alles ändert. Kein Abschied, kein Verlust, keine Trennungen, kein Ende von irgendetwas. Einfach sein, endlich sein, sich nicht ständig neu auf etwas einstellen müssen. Warum möchten wir das?

Was suchen wir, wenn wir eine Situation, einen Augenblick, eine Beziehung einfrieren möchten, etwas von Dauer schaffen? Verlässlichkeit, Vertrauen, Sicherheit, Geborgenheit, Komfort, Entspannung. Jetzt etwas schaffen, etwas kreieren, einen Moment herbei führen, ihn später leben, genießen? Keine Zeit für das Hier und Jetzt? Ist eine Verlängerung, Ausdehnung des Momentums, etwas, was uns hilft, vielleicht später etwas zu sehen, was uns jetzt gerade entgeht.

Keine Veränderung, gibt es das denn irgendwo da draußen, oder in uns?

Da draußen meiner Erfahrung nach jedenfalls nicht. Ich schaue nach draußen und sehe vor mir, wie sich alles, absolut alles, ändert. Der Weg, den ich gestern noch gegangen bin, ist nicht mehr gesäumt von Blüten, der Hoffnung des Frühlings, er wird begleitet von der Sattheit des Sommers, der Reifung und nahenden Vollendung, um dann später die Ernte zu feiern, das Sterben des Herbstes und das Ruhen des Winters. Alles verändert sich, auch das scheinbar Unveränderliche. Und wenn du glaubst, tagein und tagaus immer das Gleiche zu sehen, zu erleben, bitte ich dich, ganz genau hinzusehen, ob das tatsächlich so ist.

Manche Abschiede, was Veränderungen auch sind, fallen schwer, viele nehmen wir gar nicht mehr wahr, ein Schutz vor der Trauer und dem Schmerz. Was macht besonders traurig? Etwas gehen zu sehen, dessen Kommen wir noch nicht einmal bemerkt haben. 

Und wie ist es mit uns selbst? Ändern wir uns gern?

Halten wir fest an uns selbst, sind wir unsere eigene, verlässliche Größe? Unsere Sicht, unsere Meinung, wer wir sind. Wir können uns verlassen auf uns, im Notfall wir, wie wir uns kennen. Vertraute Nähe zu uns selbst.

Bist du, wer du jetzt sein könntest oder sein möchtest, ganz tief, im Geheimen, oder bist du ein Ergebnis dessen, was du bisher erlebt hast? Was hast du dir bisher erlaubt zu erleben und was nicht? Was hat dich zu dem gemacht, der du bist und was hatte und hat noch immer keine Chance, dich zu dem zu machen, was du jetzt sein könntest?

Wonach wählen wir aus, wer wir sind? Der Fluss des Lebens bringt uns so viele Möglichkeiten, uns zu tragen, neu zu sein, wonach entscheiden wir? Wer hat uns in der Vergangenheit gesagt, gezeigt, gespiegelt, wer wir sind und wer tut das jetzt? Vor allem, wer ist in dir, wer verleiht dir die Sehnsucht, von innen heraus das zu sein, was du vielleicht noch nie warst?

Es gibt diesen Ort nicht, wo Frieden und Ruhe wie Stillstand sind. Es gibt ihn nicht und hat ihn nie gegeben. Der Himmel in diesem Leben kann warten, denn er bietet nicht, was wir uns erhoffen. Auch die geistige Welt ändert sich ständig, jedenfalls meiner Erfahrung nach.

Wir können aufhören, an uns festzuhalten, an dem, was aus uns geworden ist, damit wir eines Tages an der Pforte zum Himmel von Engeln empfangen werden und endlich als das akzeptiert werden, was wir sind. Wir können aufhören, davon zu träumen.

Der Himmel ist hier, die Engel wir selbst, wir stehen täglich an unserer eigenen Pforte und gewähren uns keinen Einlass zu uns selbst, zu unserer Liebe, zu unserem Sein, wie es jetzt ist. Zu der Ruhe und der Gelassenheit, alles sein zu können, was wir brauchen und den Umständen entsprechend möchten und können, mit der Veränderung zu leben, sie genießen zu lernen. 

Die unendliche Vielfalt – einen Bruchteil davon – kennen zu lernen, das Neue, das Unbekannte, das Schöne, das Andere, und doch immer wieder entscheiden zu dürfen, was dir gefällt, wovon du mehr und wovon du weniger kennen lernen möchtest. Und manchmal auch nicht. Dann hast du nur die Wahl, nach innen zu schauen, wer du noch sein kannst – welche Antwort auf das Leben, so wie es jetzt gerade ist.

Gibt es nicht doch noch eine Oase der Ruhe?

Unsere Sehnsucht nach etwas Ruhe und Stillstand können wir uns dennoch erfüllen, denn die Göttliche Ordnung hat auch dies vorgesehen, wenn wir nur danach leben würden. Es ist der schon angesprochene Winter, die Zeit des Jahres, in der die Tage kürzer sind und die Natur das Wachstum fast ganz eingestellt hat, sich zurückzieht. Wann erlauben wir uns, einfach mal unseren persönlichen Winter zu leben und das noch regelmäßig? Warum sind Frühling und Sommer, Aufbruch, Wachstum und Streben das, was wir gesellschaftlich dauerhaft leben? 

Es ist vielleicht nicht leicht, seine Angst davor, irgendwas zu verpassen und nicht mithalten zu können, zu überwinden und einfach eine Weile aus dem Hamsterrad ständiger Bewegung und Ausdehnung auszusteigen. Auf alle Fälle ist es gesünder und gibt uns Gelegenheit, das bisher Erlebte zu verarbeiten, um danach den Aufbruch und das Streben genießen zu können und nicht als Dauerstress zu erleben.

Hast du dich schon mal bewusst entschieden, einfach eine persönliche Winterpause einzulegen und vom gesellschaftlich vorgegebenen Rhythmus abzuweichen? Wie hat sich das angefühlt?

© Peggy Vogt 2023