Was fühlst DU, wenn du an Eifersucht denkst?

Das nagende Gefühl von Eifersucht. Wer kennt es nicht? Während wir schweißgebadet vor Angst nachts wach liegen, wissen wir, da draußen ist jemand, der die Liebe, die Aufmerksamkeit, den Respekt, die Bewunderung bekommt, nach der wir uns verzehren. Möglicherweise von genau der Person, welche wir am meisten lieben und welche wir nicht verlieren wollen.

Wir tun alles Mögliche, um unserem geliebten Partner zu gefallen, um gesehen und wahrgenommen zu werden, während der andere da draußen scheinbar gar nichts tun muss, außer, sich am gleichen Ort zu befinden, um unseren Lieblingsmenschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Überfallartig melden sich unsere vermeintlichen Defizite, die es uns unmöglich zu machen scheinen, mit den wahrgenommenen Qualitäten des anderen mitzuhalten. Plötzlich halten wir uns für zu dick, zu dünn, zu alt, zu jung, zu dumm, zu arm, zu langweilig, zu erschöpft, zu unsexy, zu unsicher, zu schwierig, zu dies, zu das und zu jenes.

Wir sind einfach nicht genug. Und beginnen, unser Recht einzufordern. Wenn der andere uns liebt, dann… würde er sich und damit uns gar nicht erst in diese Situation bringen. Wir berufen uns auf Liebesversprechen und Ehegelübde, versuchen über die Erzeugung von Schuldgefühlen, uns unsere Zuwendung zurückzuholen.

Wir lassen uns hinreißen zu Vorwürfen an den geliebten Menschen, Drohansprachen an die unerwünschte dritte Person, wollen den anderen leiden lassen und kontrollieren. Tief in uns fühlen wir die Scham darüber. Dass wir so verunsichert sind und Dinge tun und sagen, die alles andere als liebevoll sind. Doch wir können nicht anders, und gleichzeitig bereuen wir, was wir getan haben.

Wie entsteht Eifersucht?

Eifersucht vergleiche ich oft mit einer Krankheit, die zu heilen deshalb so schwer ist, weil wir ihre Ursache kaum oder nur oberflächlich kennen. Da sind unser mangelndes Selbstwertgefühl, wir halten uns nicht für liebenswert genug. Und unser mangelndes Selbstvertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten, dass uns glauben lässt, ohne den anderen nicht klar zu kommen oder zu überleben. Und dann gibt es noch einen eher verdeckten Grund. 

Seit circa 2000 Jahren lehren christliche Religionen den eifersüchtigen und rächenden Gott. Eifersucht ist demnach eine göttliche Eigenschaft. Es wird als Sünde angesehen, wenn wir mit jemand anderem etwas teilen, was nur Gott zusteht. Und so ist es bei der menschlichen Eifersucht ähnlich. 

Eifersucht geht davon aus, dass uns ein anderer Mensch gehört. Er wird versachlicht, zum Objekt, zum Eigentum, über welches man Auschließlichkeitsrechte besitzt. Eifersüchtig zu sein, wenn jemand laut dem biblischen Gott dir gehört, wird als gut, vollkommen angebracht und als ein Ausdruck von Liebe gesehen. Das lässt sich auch auf Eltern und ihre Kinder übertragen. Wärest du nicht eifersüchtig in dem Fall, würdest du dich gegen den biblischen Gott richten und DAS wäre dann Sünde.

Auch wenn du nicht in der Kirche bist oder einen christlichen Glauben praktizierst, sind die Glaubenssätze sehr tief in unserer Kultur und Gesellschaft verankert und laufen weitestgehend unbewusst ab. Ich kenne niemanden, der früh aufwacht und gern eifersüchtig ist. 

Schau dich einfach nur um, was täglich passiert. Die Kriminalstatistik zu Beziehungstaten oder die Eifersuchtsdramen, die als Grundlage für Filme und Bücher dienen. Es sind sehr alte, übernommene Muster, eine Art Software, die uns durch das patriarchale System aufprogrammiert wurde.

Würdest du Eifersucht heilen wollen?

Zum Glück kann man diese Programmierung ersetzen. Unsere Seele weiß, dass Liebe ein Kind der Freiheit ist und wir den geliebten Menschen nicht einsperren wollen und können. Die Liebe möchte den anderen glücklich sehen. Wir sind ein Teil von diesem Glück und auch wenn andere dazu beitragen, ändert das nichts an unserem Wert, den wir regelmäßig in Frage stellen. Egal was, wir sind genug.

Ein Mensch, der uns aus einer Pflicht heraus Liebe und Zuwendung schenkt, erfüllt einfach nur seine Pflicht. Liebe ist das nicht. Man kann sich dann bestätigt fühlen in seinem Recht, mit dem anderen zusammen zu sein, aber geliebt wird man nicht.

Wenn du die Möglichkeit hättest: Würdest du Eifersucht gern heilen wollen? Damit du in Zukunft glückliche und wirklich liebevolle Beziehungen führen könntest? 

© Peggy Vogt 2024