Es ist nicht so sehr erschöpfend zu erkennen, dass der Versuch, nicht im Hier und Jetzt zu sein, sinnlos ist. Wir sind hier. Wir haben auf der Ebene der Seele sogar gewählt, hier auf der Erde zu sein. Vielmehr kostet es uns Kraft und Energie, geistig und emotional woanders zu sein, um uns hier aufzuhalten. Die Ekstase des Leidens, wir leiden, um dem vermeintlich Göttlichen näher zu sein, dem Himmel, zu leiden bedeutet oftmals zu leben, hier zu sein. Zumindest glauben wir das auf vielen unbewussten Ebenen.

Die Erschöpfung besteht darin, dass wir nie auch nur in die Nähe unserer Ganzheitlichkeit gelangen, wenn wir innerlich und äußerlich weglaufen, aber uns wurde beigebracht und wir glauben, dass das Weglaufen und die Flucht weg von hier und vor uns selbst das ist, was uns der angeblichen Einheit näher bringt, weil scheinbar alles hier auf der Erde vor allem eines nicht ist – eins.

Wo sind wir, wenn wir hier sind, aber doch nicht hier? In unserer Welt der Getrenntheit, der Unterschiede, des Sollte-so-Seins, in einer Welt voller künstlicher, unnatürlicher Regeln und Gesetze, die erschaffen wurden, uns zu strukturieren und (miteinander) funktionieren zu lassen? Unsere Sinne sind geschärft, unsere Trennung zu untermauern, anstatt uns einander näher zu bringen. Oder siehst du, was ich sehe? Hörst du, was ich höre?

Bist du im Bereich des Ausblendens, des Wegdrückens des Negativen und des dich emotional Belastenden? Im Bereich einer erfundenen Realität, in der alles so zu sein scheint, wie du dir das vorstellst? In einer falsch verstandenen Spiritualität, in welcher man sich nur etwas vorstellen, etwas wünschen, etwas aussprechen braucht, und es geht in Erfüllung?

Oder fühlst du eher nur die Schwere, das Dunkle, das Ende und die Hoffnungslosigkeit, ob sich irgendwann noch mal etwas zum Guten auf dieser Welt wenden würde? Dass das Leben an sich eigentlich sinnlos ist, angesichts der vielen Probleme? Dass es kaum Raum und Zeit gibt, einfach einen Moment des Glücks uneingeschränkt und ohne Scham und Schuldgefühle zu genießen?

Kannst du beides? Alles, was vor und in dir ist, einfach nur wahrnehmen wie es ist. Das Schöne, das Gute, die Liebe, die Freude leben und gleichzeitig den Tod, das Ende, die ständige Veränderung, die Gewissheit, dass es eine Ewigkeit – irgendwo und irgendwann – ohne Veränderung – nicht gibt, zur Kenntnis nehmen.

Auf welche Art bist du im Hier und Jetzt?

Warum?

© Peggy Vogt 2023