Das Kreuz als Symbol ist Teil meiner spirituellen Praxis. Nicht als Dogma, sondern als heiliges Symbol für das, was sich in unserem Herzen begegnet: Himmel und Erde, oben und unten. Und alle Wesen dieser Welt. Ein Symbol für das, wo alles sich berührt, im Herzen, durch Liebe – vereint.

Doch irgendwann wurde dieses Symbol entstellt. Bei den alten Römern wurde es zum Folterinstrument gemacht, später von einer Religion übernommen, welche den Platz des Herzens mit Opfer, Leid und Schuld belegte.

Liebe wurde an Bedingungen geknüpft und Erlösung nur noch im Jenseits versprochen. Aus Verbindung wurde Trennung, Himmel und Erde wurden entzweit, der Geist wurde über den Körper gestellt, welcher nur noch eine Prüfung war, genau wie das Leben. Die Erde wurde zu einer überflüssigen Durchgangsstation, einem Ort der Verbannung – ausgebeutet, missachtet und geopfert. Die Wesen ließen sich gegeneinander aufbringen.

Dieser Verlust wirkt bis heute. Er ist ein Weltschmerz, den kaum jemand klar benennen kann, der aus einer alten Wunde spricht. Er ist nicht nur individuell, sondern kollektiver Ausdruck einer Entfremdung, die sich tief in unser Menschsein eingeschrieben hat.

– die Entwertung des Körpers

– die Verklärung des Todes hin zur Todessehnsucht

– die Konditionierung auf Schuld und Scham

– die verlorene Daseinsberechtigung in Freude und Liebe – frei vom Opferprinzip

Wir wurden gelehrt, das Licht zu suchen – aber nicht, den Raum für den Schatten zu halten. Die Dunkelheit wurde als böse bezeichnet. Doch ohne Dunkelheit hätte das Licht keinen Sinn. Wer den Schatten meidet, bleibt auf der Suche nach dem Licht gefangen – und verhindert genau das, wonach sich alle sehnen: Ganzheit. Verbindung. Liebe.

Für jene, die das alles sehen, hören, fühlen, ist der Schmerz kaum zu ertragen. Warum glauben wir an jahrtausendealte Geschichten, die das Leben verneinen? Warum töten Menschen im Namen von Symbolen, die liebevolle Beziehung verhindern?

Vielleicht ist dieser Schmerz so nützlich, weil er Menschen beschäftigt hält. Weil er sie lähmt, innerlich bindet – an Schuld, Abhängigkeiten und Erlösungsversprechen, die nicht erfüllt werden, aber die Hoffnung am Leben halten. An ein Oben, das nie ganz erreichbar scheint.

Vielleicht beginnt Heilung, das Neue, mit der alten, ursprünglichen Dreieinigkeit: Himmel – Erde – bewusst gelebte Form.

Nicht mit dem Aufstieg aus dem Leib, sondern mit der Rückkehr in ihn hinein. Nicht durch das Fliehen ins Licht, sondern mit der Umarmung des Ganzen.

Und vielleicht sind wir genau dafür hier.

© Peggy Vogt 2025